Unsere Großeltern kannten scheinbar noch alle Tricks und Kniffe, um im Beet hinter dem Haus jedes Jahr eine nette Ernte einzufahren. Dabei lag das Ziel nie darin, sich selsbt mit allen notwendigen Kalorien über das Jahr versorgen zu können, sondern einen wertvollen Eigenbeitrag zu leisten. In diesem Artikel betrachten wir verschieden Aspekte der modernen Selbstversorgung.
Inhaltsübersicht
Was ist Selbstversorgung?
Strenge Definitionen stehen hier für die vollständige Erzeugung aller Nahrungsmittel, die ein Haushalt im Laufe eines Jahres benötigt. Dabei können Abwechslung und z. B. Ergänzungen von Fleisch oder Milch, die aus praktischen Erwägungen heraus in Eigenproduktion nicht wirtschaftlich generiert werden können, über Tauschwirtschaft eingehandelt werden. Doch diese Art der Selbstversorgung benötigt trotz Fortschritten in Landwirtschaft und Gartenbau immer noch enorm viel Fläche und Zeitaufwand, sodass dies für einen normalen Haushalt kaum zu bewältigen ist, außer er verwendet neben der Nahrungserzeugung kaum Energie für andere Dinge.
Deswegen sehen die meisten Selbstversorger die Sache lockerer und ändern die Definition zu: “… so viel wie möglich …” und betrachten die Situation damit wesentlich realistischer. Es besteht auch keine Schande darin, nur einen Anteil selbst erzeugen zu können, schließlich lebt unsere Zivilisation von Arbeitsteilung und Spezialisierung.
Der Reiz besteht vor allem darin, selbst “aus dem Nichts” heraus einen Wert zu erzeugen. Das Wachsen und Gedeihen und schließlich Ernten und Verarbeiten von Nahrungsmitteln ist eine fundamentale menschliche Erfahrung, die uns große Genugtuung verschafft. Gartenarbeit ist meditativ und therapeutisch gerade für Menschen, deren sonstiges Leben von Stress, Leistungsdruck und Selbstausbeutung bestimmt wird. Hier gibt die Wachstumsgeschwindigkeit der Pflanze alles vor. Und diese Geschwindigkeit ist nicht gerade atemberaubend.
Garten – Know-How: Woher nehme ich die Erfahrung meiner Großeltern?
Während vor einigen Generationen jeder ganz selbstverständlich an der Nahrungserzeugung beteiligt war und das Wissen damit organisch von klein auf erworben hat, weil praktisch jeder eine kleine Parzelle für Gemüse und Kräuter zur Verfügung hatte, stehen wir Menschen aus dem Industrie- und Digitalzeitalter schnell wie der Ochs vorm Berg. Damit nicht alles in bester Try-And-Error – Manier erlernt werden muss, gibt es jede Menge Ratgeber, die Grundlagen vermitteln können. Denn neben der Bearbeitung von Boden, der Bekämpfung unerwünschter Beikräuter, Insekten oder Pflanzenkrankheiten stellt sich schon ganz basal die Frage: Was baue ich überhaupt an? Welche Pflanzen passen zu meinem Klima und meinem Boden? Was verspricht eine befriedigende Ernte, gerade für den Anfänger? Denn alles Urban Gardening nützt nichts, wenn die Motivation gemeinsam mit den umsorgten Pflanzen langsam verkümmert. Erst wenn die Grundlagen funktionieren, können wir das Spektrum unserer Kulturen erweitern und uns an schwierigere Ziele wagen.
Neuer Trend? Nein: Rückkehr zu Bewährtem
Dabei stellt der Wunsch nach eigenem Anbau mitnichten eine Innovation dar oder einen besonders neumodischen Trend. Vielmehr haben die Menschen erkannt, dass die Eintagsfliege des reinen Konsumenten, der sich um nichts kümmern muss, weil er keine eigene Nahrung erzeugt, langweilig ist. Zwar ist es ein Zeichen von wirtschaftlicher Selbstständigkeit, wenn man alles in guter Qualität kaufen kann, aber wir haben uns damit einer bedeutsamen Erfahrung beraubt, die zum normalen Menschsein gehört. Deswegen können wir nur empfehlen, selbst die Finger in die Erde zu stecken: Studien haben gezeigt, dass der reine Akt, Boden zu bearbeiten, zu säen, zu pflegen und zu ernten, ein Gefühl von Selbstwirksamkeit vermittelt und jede Menge Glücksgefühl freisetzen kann. Und das sollte sich niemand selbst vorenthalten.
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